Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Christina Porod · 22. Mai 2015 · Theater

Das Landestheater wird zum Garten der Lüste – Spielplan 2015/16

Am Anfang dieser Woche feierte „Lantana“, das letzte Stück der laufenden Spielzeit, Prämiere und am Ende dieser Woche (Freitagvormittag) präsentierte das Landestheater schon den Spielplan 2015/16, das unter dem Motto „Garten der Lüste“ stehen wird. Somit ist die kommende Spielzeit auch eine Hommage an Hieronymus Bosch, dessen Todestag sich 2016 zum 500. Mal jährt. Das Podium besetzten die Dramaturgen Dorothée Bauerle-Willert und Dirk Olaf Hanke, die Leiterin des Jungen Theaters Nina Fritsch, der Geschäftsführer der Kulturhäuser-Betriebsgesellschaft Werner Döring sowie Intendant Alexander Kubelka, der seinen Stuhl kurz für Martin Sagmeister, Präsident der TheaterFreunde und Thomas Heißbauer, Geschäftsführer des Symphonieorchesters Vorarlberg, frei machte.

Das Publikumsinteresse für die Spielzeit 2014/15 war groß: Das gilt für die neuinterpretierten großen Klassiker, für die Oper „Carmen“ und - was Intendant Kubelka besonders freut - auch für die beiden Uraufführungen der Auftragswerke „Ich Zarah oder Das Wilde Fleisch der letzten Diva“ von Franzobel mit 90 % Auslastung und 1984 (durchgestrichen) von Bernd Liepold-Mosser mit 70 % Auslastung.
Mit einem Plus von rund 10 % ist die Entwicklung 2014 mit circa 56.000 Besuchern ebenfalls Grund zur Freude.

„Der Garten der Lüste“ als Inspirationsquelle


Das Triptychon „Der Garten der Lüste“ des niederländischen Malers Hieronymus Bosch dient der kommenden Spielzeit als Inspirationsquelle.
Das dreiteilige Gemälde, das sich in Paradies, Imaginäres Paradies und Hölle aufteilt, wird ab Mai 2016 auch in drei Auftragswerken als Musiktheater (Das Paradies), Sprechtheater (Die Hölle) und choreografisches Spektakulum (Imaginäres Paradies) umgesetzt. Den Auftakt macht die Außer-Haus-Produktion „Imaginäres Paradies“ (Konzept & Regie: Alexander Kubelka). „Das Paradies“ und „Die Hölle“ folgen dann im Herbst 2016. Für das Libretto zu „Das Paradies“ konnte die Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap gewonnen werden und für die Komposition Nana Forte.

LUSTanregender Spielplan


„Der Garten der Lüste“ von Bosch „ist so vielfältig, dass man alle Stücke der Welt hineininterpretieren könnte“, bekennt Alexander Kubelka. Für die kommende Spielzeit stehen 5 Ur- und Erstaufführungen, 2 Auftragsarbeiten sowie 2 Außer-Haus-Produktionen auf dem LUSTanregenden Spielplan. Für die Inszenierungen wurden 8 neue sowie 6 altbewährte RegisseurInnen verpflichtet.

Von Lust und Leidenschaft, die in den Wahn führen, handelt das Eröffnungsstück „Penthesilea“ von Heinrich von Kleist, das am 18.9.2015 Premiere feiert. Im Trauerspiel, unter der Regie von Jan Steinbach, muss Penthesilea, die Königin des Frauenstaates, den Mann ihrer Wahl auf dem Schlachtfeld besiegen. Achill, der Kriegsheld der Griechen, der noch keinen Kampf verloren hat, ist der Auserwählte.
Eine österreichische Erstaufführung ist  „In aller Ruhe“ von Owen McCafferty. Das Stück greift das Thema Schuld auf: Zwei Männer treffen sich nach langen Jahren wieder in einem Pub. Einer der beiden war in der Jugend für eine irische Terrorgruppe tätig und ist verantwortlich für den Tod des Vaters des anderen.
Das dritte Stück der Saison „Die kahle Sängerin“ von Eugène Ionesco wird von den TheaterFreunden finanziell unterstützt. Das Stück wurde 1950 uraufgeführt und markiert den Beginn des absurden Theaters. Regie führt der 1988 geborene Matthias Rippert.
Im Zentrum von „Medusas Kind“ steht der unglaubliche Wille der Protagonistin, festgemeißelte Fakten nicht hinzunehmen. Das Auftragswerk von Petra Maria Kraxer, die erst kürzlich das Große Tiroler Landesstipendium als Autorin für dramatische Werke erhielt, entsteht in Anlehnung an „Der Junge, der vom Himmel fiel“. Die Doku erzählt die Geschichte eines Kindes aus Afrika, das, um seinem Elend in der Heimat zu entfliehen, in den Radkasten eines Flugzeuges steigt und in sein vermeintliches Paradies reist.

Eine Geschichte in der Geschichte einer Geschichte


Kooperationen sind dem Landestheater wichtig wie etwa mit dem Festspielchor oder dem Landeskonservatorium. Das Symphonieorchester Vorarlberg arbeitet bei der kommenden Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“ bereits das 27. Mal mit dem Landestheater zusammen. Das Dirigat und die musikalische Leitung beim Singspiel übernimmt erstmals der Kapellmeister des Linzer Landestheaters, Ingo Ingensand. Regie führt Sigrid Herzog, die bereits „Emilia Galotti“ und „Bluthochzeit“ inszenierte.

Ebenfalls ein alter Bekannter am Landestheater ist Bernd Liepold-Mosser. Er realisierte schon „Alcin@“ und 1984 (durchgestrichen). In der kommenden Saison wird er beim Theaterprojekt „Dekalog – Die zehn Gebote“ Regie führen, das auf den Geschichten und Filmen DEKALOG 1 bis 10 von Krzysztof Kieslowski basiert. Die 10 Gebote werden darin auf ihre Alltagstauglichkeit überprüft.
„Rosenkranz und Güldenstern sind tot“ von Tom Stoppard ist eine Geschichte in der Geschichte einer Geschichte. In einem virtuosen Spiel mit unterschiedlichen Realitätsebenen werden zwei Nebenfiguren der Weltliteratur, Hamlets Weggefährten Rosenkranz und Güldenstern, zu Hauptdarstellern.
„Demetrius oder die Bluthochzeit zu Moskau“, das letzte und Fragment gebliebene Stück von Friedrich von Schiller, wird mit der Auftragsarbeit „Zeit der Wirren“ kombiniert. Darin tritt der Autor David Frühauf in Auseinandersetzung mit Friedrich Schillers „Demetrius“ und nähert sich ihm motivisch an.

Komische Tragödien - unheimliche Komödien


Die zweite Außer-Haus-Produktion handelt von einem Mann, dessen Name für Verrat steht. Im Monolog
„Judas“ von Lot Vekemans begeht der Verräter einen letzten Versuch, seine Tat zu erklären.
Im Kleinen Haus wird „Magazin des Glücks“ von Dea Loher zur Aufführung kommen. In den Szenen erzählt die Autorin von komischen Tragödien und unheimlichen Komödien des Lebens. Den Titel hat sie von Ödön von Horváth – einem ihrer literarischen Vorbilder – entlehnt.

Das Junge Landestheater


Das Junge Landestheater zeigt die Uraufführung „Kosmonautin Walentina“ von Flo Staffelmayr. „Kosmonautin Walentina“ ist als mobiles Stück buchbar wie auch
„Krieg – Stell dir vor, er wäre hier!“. Das Junge Landestheater inszeniert die explosive Geschichte nach dem Jugendbuch von Janne Tellerab. Durch das eindringliche Gedankenexperiment wird klar, was es bedeutet ein Kriegsflüchtling zu sein.
Eine Geschichte für die ganze Familie ist „An der Arche um Acht“ von Ulrich Hub. Eine spannende Reise rund um drei Pinguine nimmt darin ihren Lauf.
In Koproduktion mit Follow the Rabbit wird das Stück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ auf die Bühne gebracht. 1994 wurden Teile des verschütteten Zoos im Konzentrationslager Buchenwald freigelegt, die heute wieder zugänglich sind. Jens Raschke schafft mit seinem preisgekrönten Stück eine neue, zeitgemäße Form der Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit, jenseits der Betroffenheitskultur.


www.landestheater.org