Das Recht auf den eigenen Tod – SchauSpielRaum Feldkirch spielt „Ablaufdatum“ von Wolfgang Schnetzer
Ein beeindruckendes Plädoyer für die „freie Willensentscheidung“ lieferte die Theatergruppe SchauSpielRaum in Feldkirch mit ihrer neuen Produktion „Ablaufdatum“. Am Dienstag, den 19. November startete das Einpersonenstück von Wolfgang Schnetzer im Theater am Saumarkt. Der Autor selbst führte Regie, für die Choreographie zeichnet Aleksandra Vohl verantwortlich.
Die Möglichkeit der freien Entscheidung, der Entscheidung aus diesem Leben zu scheiden in einer Situation, in der man selbst kaum mehr handlungsfähig und auf Hilfe, auf Sterbehilfe angewiesen ist, die gibt es bei uns nicht. Menschen, die andere hierbei unterstützen, werden bestraft. Mit „Ablaufdatum“ hat sich die Gruppe um Autor Schnetzer diesem äußerst diffizilen Thema gewidmet und überraschte das Publikum am Ende mit einem wirklich gelungenen Theaterprojekt.
Beeindruckende schauspielerische Leistung
Paula Köstner, eine Frau ohne Alter, von Beruf Clownin, berichtet, wie sie drei Menschen, bei ihrem Wunsch zu sterben, begleitet und unterstützt hat: Ihren durch einen Unfall gelähmten Mann, ihre an ASL erkrankte Jugendfreundin und die Mutter ihres Managers, die an Alzheimer litt. In der Rolle der Paula Köstner gelingt es der Schauspielerin Lisa Suitner das Publikum eine Stunde in ihren Bann zu ziehen, auf sehr beeindruckende, unaufdringliche Art.
Tabu aufgebrochen
Lisa Suitner war auch Initiatorin des Projekts, das sie gemeinsam mit Wolfgang Schnetzer angegangen ist. Schnetzer gelang es ein Stück zum Thema Euthanasie zu schreiben und zu inszenieren, welches in keiner Sekunde anklagt, sondern in ganz leichter, ja lockerer Gangart eines der ganz schwierigen Themen unserer Zeit behandelt. Gesellschaftlich ist der Themenkreis um Tod und Sterben nach wie vor mit Tabus zementiert, so ist es auch ein Tabu, sich den Tod zu wünschen, selbst wenn das Leben nur noch zur Qual, das Dasein, das Weiterleben einfach nur unerträglich geworden ist.
Ein rundes Ganzes
Dass nicht nur Lebensmittel einem Ablaufdatum unterworfen sind, sondern auch wir Menschen, ist, wenn es auch noch so makaber klingen mag, eine Tatsache. Sich der Frage zu stellen, warum dieser Zeitpunkt des Gehens nicht auch selbst bestimmt werden darf, erscheint da nur legitim. Legitim selbst dann, wenn es der Pharmaindustrie zunehmend gelingt unser Leben über unser eigentliches Ablaufdatum hinaus zu verlängern.
Lisa Suitner schafft es spielend den lockeren Ton des Einpersonenstückes zu übernehmen und gleichzeitig eine ganz großartige Bühnenpräsenz zu entwickeln. Die Synthese aus den von Aleksandra Vohl choreographierten Bewegungen und einer Musik von Komponist Martin Rüdisser fügen sich stimmig zu einem runden Ganzen.
Ein wunderbares Stück Theater, ein Stück aus der Zeit, das es zu sehen lohnt!!
Weitere Aufführungen in Feldkirch:
Theater am Saumarkt am 23. November
Antiquariat Chybulski am 29. und 30. November