Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Christina Porod · 18. Jän 2013 · Theater

Das Vorarlberger Volkstheater feiert auf der Kulturbühne AmBach Premiere mit „Die Nervensäge – Killer trifft auf Selbstmörder“

Es sollte ein ganz normaler Arbeitstag für Profikiller Peter Frank werden. Sein Auftrag: Einen Lobbyisten und baldigen Kronzeugen mit einem Präzisionsschuss zum Schweigen zu bringen. Routiniert geht er ans Werk. Das Zimmer im Hotel mit Fenster zum Tatort ist reserviert. Alles ist bis ins kleinste Detail ausgetüftelt, wäre nicht der tollpatschige Fotograf Klaus Nägele im Zimmer nebenan einquartiert.

Komödienklassiker

1970 fand die Uraufführung von Francis Vebers Komödie unter dem Titel „Der Kontrakt“ statt und wurde zum Welterfolg. Daraufhin eroberte sie die Bildschirme mit der Verfilmung „Die Filzlaus“ mit Lino Ventura und Jacques Brel. Es folgte das Hollywood-Remake „Buddy Buddy“ vom Kultregisseur Billy Wilder mit Jack Lemmon und Walter Matthau. 2005 schrieb Veber eine Neufassung, die Dieter Hallervorden ins Deutsche übersetzte. Stefan Pohls Regie-Debüt des Komödienklassikers mit der Dialektfassung von Heike Montiperle bescherte nun am gestrigen Donnerstagabend dem Premierenpublikum einen ausgelassenen und unterhaltsamen Abend.

Schlamassel um Schlamassel

Das unfreiwillige Zusammentreffen zweier völlig konträrer Charaktere ist der Ausgangspunkt der humorvollen Geschichte. Stefan Pohl verlagert Vebers Stück nach Bregenz in die Festspielzeit. Auftragskiller Peter Frank (Hajo Förster) wird vom redefreudigen Hotelpagen Phillip (David C. Kieber) auf sein Zimmer geführt, das sich gegenüber des Festspielhauses befindet. Dort wird der Lobbyist Specht erwartet: Franks Opfer. Im Zimmer nebenan trauert Fotograf Klaus Nägele seiner geschiedenen Frau Barbara (Susanne Prem) nach und versucht sich das Leben zu nehmen. Sein Vorhaben scheitert kläglich und die stürmischen Turbulenzen nehmen ihren Lauf. Immer wieder stört der Fotograf den Plan seines Zimmernachbarn und vermeintlichen neuen Freundes. Und vereitelt er nicht das Vorhaben, so ist es der nicht minder komische Page, der immer dann im Zimmer auftaucht, wenn man ihn gar nicht braucht. Als wäre das nicht schon genug an unerwünschter Aufmerksamkeit für den Berufskiller, tauchen auch noch Barbaras neuer Ehemann (Gerhard Zuggal) und ein Polizist (Martin Strassgschwandtner) in der Szenerie auf.

Gewitzte Dialoge

Stellenweise tummeln sich alle Akteure in Reinhard Mathis’ Bühnenbild, bestehend aus zwei Hotelzimmern. Dieses ermöglicht das temporeiche Spiel durch Türen und Fenster mit „durchdrehenden“ Rollläden. Die dynamische und witzige Vorstellung lebt von der schwungvollen Spielart der beiden Hauptakteure, die gewitzte Dialoge ausfechten sowie David C. Kieber, der ebenso in seiner Rolle überzeugt. Souverän und mit komödiantischem Geschick gehen Hajo Förster und Johannes Rhomberg in ihren Rollen auf und stellen unter Beweis, dass sogar eine Selbstmordszene voller Komik sein kann. Es macht Freude zuzusehen, wie der anfänglich abgeklärte Peter Frank aufgrund seines neuen tollpatschigen, aber durchaus liebenswürdigen „Freundes“ Klaus Nägele immer mehr zum Nervenbündel mutiert und dem Wahnsinn zusehends näher kommt. Susanne Prems Spiel bleibt ein wenig zu brav und es fehlt ein Quäntchen Leichtigkeit, um sich ins flüssige Spiel der starken Hauptdarsteller einzuschmiegen.

Stefan Pohl ist es gelungen, eine kurzweilige und einnehmende Inszenierung auf die Bühne zu bringen, die vom Publikum mit langanhaltendem Applaus goutiert wird.