Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Christina Porod · 26. Apr 2013 · Theater

Das Vorarlberger Volkstheater feiert Premiere mit „Nächstes Jahr, gleiche Zeit“

Bernard Slade schrieb die Komödie „Nächstes Jahr, gleiche Zeit“, die Mitte der 70er-Jahre in New York uraufgeführt wurde und große Erfolge feierte. Der US-amerikanische Filmregisseur Robert Mulligan hat sich des Stoffes angenommen und verfilmt. Am gestrigen Donnerstagabend erlebte das Premierenpublikum das Stück auf der Kulturbühne AmBach in einer Dialektfassung von Stefan Vögel und erfährt, was zwei Menschen dazu treibt, sich über zwei Jahrzehnte einmal im Jahr zu treffen.

Manchmal braucht man eine Pause

Doris (Chantal Dorn) und Georg (Dirk Waanders) sind verheiratet und haben Kinder, aber nicht miteinander. 1987, beide Mitte 20, lernen sie sich kennen. Da sie der gegenseitigen Anziehungskraft nicht widerstehen können, gönnen sie sich von da an die Annehmlichkeit, jedes Jahr zur gleichen Zeit aus ihrem Alltag - mit Sorgen und Verpflichtungen - auszubrechen. Im 5-Jahres-Rhythmus erleben die Zuschauer das Leben von Doris und Georg bis ins Jahr 2012. Ein Ritual haben die beiden auch noch: Jeder muss zwei Geschichten erzählen. Die eine soll von einer positiven, die andere von einer negativen Eigenschaft des Ehepartners handeln.



Entwicklungen und Wandlungen

Die gesellschaftlichen und persönlichen Entwicklungen gehen nicht spurlos an Doris und Georg vorbei. Doch inmitten von Problemen, Streitereien und schlechtem Gewissen entsteht allmählich eine enge Verbundenheit. Und so tanzen sie am Ende zu Leonhard Cohens „Dance me to the end of love“. 

Glaubwürdig verkörpert Chantal Dorn den Wandel von der jungen Hausfrau, die auf der Flucht vor Schwiegermutters Geburtstag ist, zur aufgeweckten Studentin im Nena-Look und später zur erfolgreichen Geschäftsfrau. Dirk Waanders ist ein wunderbar ergänzender und ebenbürtiger Spielpartner. Er überzeugt als Vater, der den Tod seines Sohnes betrauert, als Businessmanager oder Psychonanlyse-Anhänger.

Mäuschen spielen

Sechsmal hat das Publikum die Gelegenheit Mäuschen zu spielen und ins Hotelzimmer im Weinviertel, in dem die beiden immer zusammentreffen, zu spähen. In 25 Jahren ändert sich so einiges und das erfordert immer wieder kurze Umbauphasen. Diese sind geschickt gelöst: Ein leichter, transparenter Vorhang wird vorgezogen. So ist das Publikum nicht gänzlich vom Geschehen dahinter abgeschnitten. Passend zum Jahrzehnt werden Videoeinspielungen auf den Vorhang projiziert, wie Spieleshows aus den 80ern oder eine Lady Di Reportage aus den 90ern. Ein Würfel, der mal als Tischchen und mal als belangloses Erweiterungselement des Schrankes seine Verwendung findet, zeigt die exakte Jahreszahl an. Ein wirklich gelungenes Bühnenbild von Kerstin Köck.

„Nächstes Jahr, gleiche Zeit“ beschert angenehme Theater-Stunden. Dabei lösen sich Szenen voll prallen Lebens und Melancholie ab. Trotz der immer wieder komischen Momente, schleichen sich dann und wann Längen ein und der Dialogwitz springt nicht immer über. Alles in allem ein unterhaltsamer Abend. Das Premierenpublikum zeigt sich begeistert und spendet  großen Applaus.