Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Dagmar Ullmann-Bautz · 22. Jän 2014 · Theater

Diskussion ohne Biss und Schärfe - Info- und Diskussionsveranstaltung der IG Freie Theater im Theater Kosmos in Bregenz

Am Montag, den 20. Jänner, machte die IG Freie Theater auf ihrer Informations- und Diskussionsreise durch Österreich Halt in Bregenz. Im Theater Kosmos versammelte sich eine kleine aber sehr interessierte Schar freischaffender Theaterleute. Unter dem Titel "Mehr Biss & Schärfe" wurde nachmittags zu einem Szene-Treff und abends zu einer Round-Table-Diskussion geladen.

Die Interessensgemeinschaft Freie Theaterarbeit (IGFT) besteht seit 1989 als Interessensvertretung und Netzwerk von Theater-, Tanz- und Performanceschaffenden. Sie vertritt in kulturpolitischen Fragen die Positionen, die für darstellende KünstlerInnen von konkreter Bedeutung sind und stellt Forderungen an die Politik. Sie befasst sich auch mit Politikfeldern, die oft nur indirekt Auswirkungen auf den Kulturbereich haben, wie z.B. Sozialrecht, Steuerrecht und Urheberrecht.

Reger interner Austausch


Im Zentrum der Arbeit stehen die nachhaltige Verbesserung der Rahmenbedingungen für freie Theaterarbeit sowie Aktivitäten zur Verbesserung der Sichtbarkeit der österreichischen freien Szene. In diesem Sinne liefen auch die Beratungs- und Informationsgespräche am Nachmittag. Einerseits beantworteten Geschäftsführerin der IGFT Sabine Kock und IGFT-Mitarbeiterin Carolin Vikoler die Fragen der Anwesenden, anderseits gab es auch einen regen internen Austausch.

Souveräne Moderation: Barbara Herold


Abends trafen sich auf dem Podium die Geschäftsführerin der IG Freie Theater Sabine Kock, der Leiter der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg  Dr. Winfried Nußbaummüller, Mirjam Steinbock vom netzwerkTanz, Brigitte Jagg als Vertreterin der Kunstkommission, der Leiter der Kulturabteilung der Stadt Feldkirch Harald Petermichl, die Theaterleiterin Brigitte Walk und der Gastgeber und Theater-Kosmos-Leiter Augustin Jagg. Das Gespräch moderierte Barbara Herold, Regisseurin und Theaterleiterin sowie Bundeslandsprecherin in der IGFT.

Kaum kontrovers


Auf dem Podium und mit Teilnahme des Publikums wurden folgende Themen angeschnitten und auch ausführlicher, jedoch kaum kontrovers, diskutiert: Förderlandschaft Vorarlbergs für Tanz-, Theater-, Performanceschaffende, nötige Indexanpassungen, sich ständig verschlechternde Lebensbedingungen für KünstlerInnen, MigrantInnenkultur, das Problem der Quersubventionierung bei Koproduktionen mit Kulturinitiativen.

Kunstkommissionen als Impulsgeber


Nach der Begrüßung durch Barbara Herold spricht Dr. Nußbaummüller über seine Erfahrungen im ersten Jahr in der Kulturabteilung, im Besonderen über die Neugestaltung der Entscheidungsprozesse in den Kunstkommissionen (Kuko). Nussbaummüller sieht in den Kukos Impulsgeber und hat daher von Anfang an mehr offene, inhaltlich motivierte Diskussionen gefordert. Dies bestätigen auch Brigitte Jagg und Barbara Herold, die sich beide ihrer Verantwortung in diesem Gremium bewusst sind.

Hohe Lebenshaltungskosten


Dass Landesrat Harald Sonderegger für heuer eine Erhöhung um fast 10 % erkämpft hat, begründet der Leiter der Kulturabteilung mit neuen förderungswürdigen Projekten. Entschieden wehrt er sich gegen eine automatische Indexanpassung. Das sieht er nicht als Aufgabe des Landes. Die Theaterleute sehen das naturgemäß ganz anders, ohne Indexanpassung haben sich die Lebensbedingungen der KünstlerInnen in den letzten Jahren drastisch verschlechtert: „Und wie soll man professionelle Kunst schaffen, wenn man an der Armutsgrenze lebt.“ Es scheine, als fehle an dieser Stelle den Zuständigen das Verständnis, dass sich die Lebenshaltungskosten nicht nur für Arbeiter und Angestellte, sondern auch für Kunstschaffende deutlich erhöht haben und dass mit Honoraren, die vor 15 Jahren bezahlt wurden, heute nicht einmal mehr die Miete bezahlt, geschweige denn sonstige Lebenserhaltungskosten gedeckt werden können. Dazu komme noch das neue Schauspielerbeschäftigungsgesetz, das für die frei Szene laut Johannes Rausch, Gründer und Leiters des Theaters minimus maximus, eigentlich tödlich sei.

Mehr Kooperationen in Zukunft


Kooperationen zwischen KünstlerInnen und Kulturinitativen wurden in den letzten Jahren mit dem Argument der Quersubventionierung erheblich erschwert. Die freischaffende Regisseurin Brigitta Soraperra erklärt, dass viele Projekte nur in Kooperationen möglich sind, dass eigentlich dies die Zukunft für die freie Szene sein kann und muss. Die Kulturinitiativen verfügen über seit Jahren gewachsene Strukturen, die für freischaffende Theaterleute eine große Erleichterung bedeuten. Dies muss in Zukunft für alle nutzbar sein, ohne dass sich die öffentliche Hand mit dem Argument der Querfinanzierung aus der Verantwortung stiehlt.
Wenn man für ein Projekt auch die gesamte technische Einrichtung, Raummiete, Werbung ... extra budgetieren muss, kommt das wesentlich teurer, als wenn man die vorhandenen Möglichkeiten einfach nutzen kann.
Dem Land, der Politik und Gesellschaft müsse klar werden, welcher Schatz, welche Säule die freien Theater für das kulturelle Leben des Landes bedeuten. Sie bilden den Boden für eine kulturelle Atmosphäre.