"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Dagmar Ullmann-Bautz · 23. Mär 2014 · Theater

Jung, motiviert und hoch talentiert - Kosmodrom fördert junge Vorarlberger Autorinnen und Autoren

Zum fünften Mal präsentierte Stephan Kasimir ein Kosmodrom-Wochenende im Theater Kosmos. Das vor einem Jahr von Kurator Kasimir neu installierte Format im Foyer des Theater Kosmos bietet unter dem Titel "arm aber sexy" kleine außergewöhnliche Produktionen, die mit einer beispiellos kurzen Probenzeit und zwei Spieltagen begrenzt sind.

Für das Jahr 2014 wurden unter dem Motto "OberUnterOderLand" Autorinnen und Autoren der "Jungen Szene" von Literatur Vorarlberg eingeladen, Kurzdramen zu schreiben. Die Fragen mit denen sich die jungen Schreibenden auseinanderzusetzen hatten, wurden von Stepan Kasimir wie folgt formuliert: Was heißt es, eine junge oder ein junger Vorarlberger/in in der heutigen Zeit zu sein? Wie erleben die jungen Menschen der heutigen Generation ihr Geburtsland, was sind für sie die Besonderheiten ihrer Regionen, in denen sie aufgewachsen sind? Welchen Einfluss hat die Lebensumwelt auf das eigene Verhalten, individuell - gesellschaftlich? Welche Bilder, Erinnerungen, Erzählungen beschreiben ihr Lebensgefühl?

Einblicke in Lebens- und Gefühlswelten


Am Freitag präsentierte Kosmodrom das erste "OberUnterOderLand"- Projekt. Sarah Rinderers Stück "Zwischenstopp" und Linda Achbergers Text "Was wir wirklich wollten". Es spielten Dagmar Rohm und Alina Bachmayr-Heyda unter der Regie von Stefan Pohl.

Der Theaterabend gewährte einen kurzen, recht eindringlichen Einblick in Lebens- und Gefühlswelten von jungen Menschen. So unterschiedlich die beiden Stücke auch waren, so hatten sie eben genau das gemeinsam.

Authentische Figuren


Sarah Rinderer lässt  in "Zwischenstopp" eine junge und eine ältere Frau im Zug, auf der Strecke zwischen Bludenz und Bregenz, aufeinandertreffen. Die junge Frau kommt gerade von einem Auslandsaufenthalt zurück – für kurz nur, weil es doch noch so viel zu entdecken gibt. Die ältere hat Voralberg noch nie verlassen, lässt sich, erst irritiert, von der sprühenden Lebens- und Entdeckerfreude der jungen Frau anstecken. Rinderer zeichnet zwei sehr authentische Figuren und beweist mit ihrer Erzählkunst, dass in ihr eine zukünftige Dramatikerin schlummert.

Sprudelnde Sätze


"Was wir wirklich wollten" von Linda Achberger ist ein ganz anderer Text, ein Text, der recht sperrig daherkommt und es weder Regisseur noch den Schauspielerinnen leicht macht. Linda Achberger hat Sätze aneinandergefügt, die zum Thema Vorarlberg spürbar aus ihr heraussprudelten. Von grauen Bergen ist die Rede, von grauen Katzenbabies, die ertränkt werden müssen, von den Todesanzeigen in den Vorarlberger Nachrichten, von Ausländern, die nicht hierher gehören, geschwängerten Mädchen u.a. Damit zeichnet die Autorin ein sehr deutliches Bild ihrer Sicht auf die Region und ihre Menschen. Achbergers Text scheint jedoch mehr ein Text zum Lesen denn zum Spielen, da er einerseits keine Figuren skizziert und man auch Zeit braucht, ihn sich in all seinen Facetten zu erschließen.

Einfühlsam und klar


Stefan Pohl gelang es mit einer sensiblen Inszenierung den Text genau dort anzusiedeln und mit Handlung zu unterlegen, wo er für das Publikum greifbar wurde. Die Idee, die Stücke ineinanderfließen zu lassen, ist aufgegangen. Die Figuren wurden von den Schauspielerinnen Rohm und Bachmayr-Heyda  einfühlsam und so klar, wie es der Text zuließ, dargestellt. Caro Stark entwarf eine Ausstattung, die beiden Stücken gerecht wurde und trotz absoluter Reduzierung für Überraschungen sorgte.

Förderung junger Talente


Seit Jahren werden junge Schreibende von Literatur Vorarlberg gefördert. Dass sie sich nach Prosa, Lyrik und Hörspiel nun auch dem Stücke schreiben zuwenden, ist großartig und es sei Literatur Vorarlberg und besonders dem Theater Kosmos dafür gedankt. Denn nur, wenn Texte auch inszeniert werden, wenn Autorinnen und Autoren die Wirkung ihres Textes aus dem Mund der Schauspieler, auf einer Bühne, vor einem Publikum, erleben, werden sie sich weiterentwickeln. Wir dürfen gespannt sein auf das nächste Kosmodrom "OberUnterOderLand"-Projekt.