Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Dagmar Ullmann-Bautz · 27. Jun 2013 · Theater

Lebendig begraben! Das Schauspielhaus Wien bewegt im Bregenzer Theater KOSMOS

Auch die zweite Produktion des Theaterfestivals im Theater KOSMOS wusste zu überzeugen, sowohl durch seinen Text als auch durch dessen Umsetzung und Darstellung. „Körpergewicht. 17%“ von Ewald Palmetshofer wurde vom Schauspielhaus Wien nach Bregenz geschickt. Ein Monolog für zwei Stimmen in einem Körper, von Felicitas Brucker sehr genau inszeniert und von der Schauspielerin Katja Jung eindringlich und bewegend dargestellt.

Eine alte Frau und ein junger Investmentmanager, beide stehen sie am Rande der Gesellschaft, einsam, verlassen, auf sich selbst zurückgeworfen.

Kein Platz in dieser Welt


Sie lebt in der Stadt, in einem Mehrfamilienhaus, Kinder und Jugendliche sind ihre Feinde, sind es, da sie die für sie lebensnotwendige Stille zerstören. Sie meidet sie, geht ihnen aus dem Weg, wo immer es geht, rückt sich selbst dabei immer weiter aus der tatsächlichen Welt hinaus. Er ist ein Opfer der großen Investmentpleite, der sogenannten Blase und verbringt seinen Resturlaub in Indien mit der Gewissheit, dass er keinen Platz mehr finden wird in der Welt, in der er bisher gelebt hat. Noch versucht er per Blog oder Mail Kontakt zu ehemaligen Kollegen zu halten, bekommt aber keine Antwort, bleibt allein. Fazit: Spuckt uns die Arbeitswelt einmal aus, haben wir auch im Rest der Welt keine Berechtigung mehr. Ohne Mühe schlüpft Katja Jung in beide Existenzen und verleiht ihnen Präsenz.

Mit Sensibilität inszeniert


Bühnenbildner Michael Zerz entwarf eine winzige Bühne, vielleicht 2 mal 2 Meter, eine Holzkiste, nur durch Lüftungsschlitze mit der Außenwelt verbunden, eine Art Sarg, ein Schutzraum. Jung nutzt den Raum, sie bespielt ihn Zentimeter für Zentimeter und bleibt gefühlsmäßig doch ganz ins Eck gedrängt.

Felicitas Brucker hat den kurzen, unheimlich dichten Monolog mit einfachen, aber guten Ideen sowie Sensibilität für menschliche Schwächen inszeniert. Ohne anklagend oder pathetisch zu werden, schafft sie es gemeinsam mit Jung den Zuschauer in Atem zu halten und auch den Atem stocken zu lassen. Licht (Kathrin Kölsch) und Ton (Almut Bertha, Mirella Kassowitz) tragen stimmig das Ihre dazu bei.

Großer Applaus für einen kleinen und doch großen Theaterabend.