Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Dagmar Ullmann-Bautz · 10. Okt 2014 · Theater

Unspektakulär wunderbar - "Der Gitarrenmann" des Theater Wagabunt

Viel wurde nicht verändert im Foyer der Inatura in Dornbirn für die gestrige Premiere des "Gitarrenmann" von Jon Fosse. Ein paar Tische weggeräumt, ein Stuhl, ein Stehtisch, zwei Barhocker aufgestellt und das Publikum sitzt gemütlich mit einem Getränk an den verbliebenen Tischen oder an der Bar.

Hoch musikalische Texte


Jon Fosse hat seit 1990 beinahe jeden wichtigen Literaturpreis Norwegens eingeheimst und ist seit 2000 einer der meistgespielten norwegischen Theaterautoren im deutschsprachigen Raum. Seine Stücke beschäftigen sich vor allem um erste und letzte Dinge, um Geburt, Leben und Tod. Und auch um die Kunst, um das Scheitern als Künstler, kreisen die Gedanken des Autors auch die seiner Figur des Gitarrenmanns. Jon Fosse selbst hat viele Jahre Gitarre gespielt, bevor er das Instrument gegen die Schreibmaschine tauschte. Seine Texte sind rhythmisch, replizierend, hoch musikalisch und widerspiegeln meist Seelenszenarien. Jon Fosse hat ein besonderes Verhältnis zur Religion, was auch in seinen Texten und Stücken gut erkennbar ist. Nachdem er protestantisch aufwuchs, wurde Fosse kurzzeitig Quäker, bevor er zum katholischen Glauben konvertierte.

"Ein verunglücktes Leben"


Sein Gitarrenmann ist ein in die Jahre gekommener Straßenmusiker, ein Entertainer, der seine Lieder spielt „für die, die sie hören wollen und auch für die, die sie nicht hören wollen".
Der Text besticht durch seine Einfachheit, geprägt durch kurze Sätze, durch Wiederholungen. Trotz geringer inhaltlicher Informationen wird eine unglaublich tiefgehende Lebensgeschichte erzählt und ein starkes Lebensgefühl vermittelt - das Lebensgefühl eines "verunglückten Lebens".

Leise Töne und lange Pausen


Robert Kahr spielt den Gitarrenmann und man glaubt ihm jedes Wort - gebannt und betroffen hört man ihm zu. Regisseur Marius Schiener inszenierte betont zurückhaltend - das einzig richtige für diesen Text. So sind es die ganz leisen Töne, die langen Pausen, die Stille, die diesen Theaterabend großartig machen. Die schrecklich unperfekt intonierten Sätze berühren gleichermaßen wie die große Einsamkeit, die sich zunehmend breit macht.

Mehr Publikum, ein berechtigter Wunsch!


So schade, dass nur ein kleiner Besucherkreis den Weg zu dieser Premiere gefunden hat. Das Stück, die Inszenierung, der Schauspieler hätten wesentlich mehr Publikum verdient, ein mehr als berechtigter Wunsch für die kommenden Aufführungen.

 

Weitere Aufführungen:
10. / 11. / 16. November, 20 Uhr, Inatura, Dornbirn
22. / 23. November, 20 Uhr, Magazin 4, Bregenz