Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Christina Porod · 02. Jun 2013 · Theater

Warum ich und nicht du? – „Sunrise“ – Argumente gegen den Tod

Am gestrigen Samstagabend brachten die beiden Amateurschauspieler Petra Hämmerle und Markus Vögel von der Theatergruppe Fußach Michael Köhlmeiers Erzählung „Sunrise“ in einer Bühnenfassung von Augustin Jagg auf die Bühne der Mehrzweckhalle in Fußach.

Ein Stück, drei Handlungsebenen


Köhlmeiers Erzählung aus dem Jahr 1994 ist verschachtelt. In der Rahmenhandlung treffen zwei Tramper, die vor Sonnenaufgang an der Straße stehen, aufeinander. Sie (Petra Hämmerle) versucht vorbeifahrende Autos anzuhalten, während er, Richard (Markus Vögel), eine Geschichte erzählt. 
Seine Geschichte spielt in Los Angeles am Hollywood-Boulevard, morgens um sieben. Leo Pomerantz (Markus Vögel) ist im Begriff die Straße zu überqueren. Er sieht einen dünnen Mann mit einem schimmernden Gegenstand auf der anderen Straßenseite stehen. Der schleudert ihm den Gegenstand, der sich als Sichel erweist, entgegen. Doch diese verfehlt ihr Ziel, prallt an einem vorbeifahrenden Auto ab und bohrt sich stattdessen in die Brust einer jungen Frau, der Stripperin Rita Luna (Petra Hämmerle). Der Sichelschleuderer ist der Tod, der sich eigentlich Leo holen wollte.
Rita Luna ist nicht bereit die Ungerechtigkeit einfach hinzunehmen. So beschließt der Tod, das Leben eine Stunde lang anzuhalten. In diesem Zeitfenster können die beiden Todeskandidaten erklären, warum sie nicht sterben sollen. Am Ende wird der Sensenmann entscheiden, wessen Tod fairer ist. 
Mit den Geschichten von Leo und Rita beginnt eine weitere Erzählebene. Während Leo von seiner Familie und von seiner Liebe zu Rosa-Linda erzählt, spricht Rita, die der Tod beinahe schon einmal geholt hat, von Aids, Gewalt und ihrem Leben mit dem Mexikaner Schoscho.

Große Herausforderung


Das reduzierte Bühnenbild, mit einer Leitschiene im Hintergrund, skizziert die Straße. Sporadisch eingespielte Geräusche von vorbeifahrenden Autos und aufs Nötigste heruntergebrochene Licht- und Musikeffekte markieren ebenso die Reduktion aufs Pure.
Augustin Jaggs Inszenierung verzichtet auf überflüssig schmückendes Beiwerk, was dem Zuschauer die völlige Konzentration auf Text und Schauspiel erlaubt. Dementsprechend viel Aufmerksamkeit liegt auf den Schauspielern. Und umso mehr fällt bei einer solch großen Herausforderung auf, was nicht stimmig ist.
Petra Hämmerle steht  im Schatten ihres Spielpartners. Markus Vögel spielt überzeugender, sowohl als Geschichtenerzähler Richard, als auch in der Rolle des Leo Pomerantz. Das Publikum lockt er, dank seines kraftvollen Spiels und seiner raumfüllenden Stimme, mit in die Geschichte. Seiner Souveränität kann sich Petra Hämmerle nicht anschließen. Den vielen Emotionen lässt sie zu wenig Raum. Besonders deutlich wird dies in ihrem Monolog als Rita Luna mit sicht- und hörbaren Schwächen. Sie rauscht durch ihre Geschichte, die dadurch monoton und langatmig wird. So schleicht sich zunehmend Langeweile ein. Schade, denn der Text hätte durchaus noch mehr vermocht.

 

Weiter Vorstellungen: 6. 7. 8. 14. 15. 16. Juni 2013, jeweils 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Fußach

www.theatergruppefussach.at