Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Anita Grüneis · 02. Apr 2014 · Theater

Was ist die wahre Liebe? - Das Schauspielhaus Wien mit „Illusionen“ im TAK Liechtenstein

Zwei eng befreundete Ehepaare stehen am Ende ihres Lebens. „Wahre Liebe beruht immer auf Gegenseitigkeit“ behaupten sie. Aber was ist wahre Liebe? Was Lüge, was Illusion? In kurzen Sequenzen reflektieren sie Szenen ihres Lebens. Dabei entfalten sich vor den Augen der Zuschauer vier Lebens- und Liebesgeschichten. Oder ist doch alles eins? Ein Gastspiel des Stücks „Illusionen“ des Schauspielhauses Wien im TAK Liechtenstein.

Danny stirbt, gesteht jedoch zuvor seiner Frau Sandra noch einmal seine große Liebe, Sandra aber liebt Albert, den besten Freund ihres Mannes, der mit Margaret verheiratet ist. Das ist – kurz gesagt – der Inhalt des Stückes „Illusionen“ von Iwan Wyrypajew. Regisseurin Felizitas Brucker inszeniert daraus einen großen Bogen mit einigen Schlüsselszenen aus dem jeweiligen Leben der vier Personen.

Danny hat als Junge ein Raumschiff gesehen und erkannt, dass ihm niemand glauben wird, wenn er davon erzählt, also behält er das Erlebnis für sich. Nur einmal erzählt er seiner Frau Sandra davon. Aber diese zweifelt an der Geschichte. Die beiden verbindet neben den vielen Ehejahren auch eine gemeinsame Reise nach Australien, bei der Danny sich auf einen runden Stein setzte und behauptete, seinen Platz auf dieser Welt gefunden zu haben. Sandra hingegen hatte einen langen rosa Abendrot-Streifen beobachtet, der sie zur Erkenntnis brachte: „Jeder sollte im Leben etwas haben, zu dem er aufschauen kann, im Moment der Verzweiflung“.

Sie wollen doch nur spielen


Albert erinnert sich daran, dass er mit einem Studenten gekifft hat und daraufhin die Welt als „weich und sanft und sehr traurig“ erlebt hat, und dass er immer wieder nach dieser Welt gegriffen hat, bis er nüchtern wurde und erkannte, dass die Welt hart und unerbittlich ist. Seine Frau Margaret versteckt sich im Schrank, um ihren Mann an den Zauber des Verliebtseins zu erinnern und bittet ihn, sie aus dieser Welt herauszuholen, was er aber nicht tun wird. „Es gibt im Leben seltsame Momente, wo man einfach Lust hat zu spielen“, meint sie zu ihrem Verhalten.

Was ist Wahrheit?


Es ist kein Spiel, dass sie sich am Ende ihres Lebens erhängt. Ob es ein Spiel war, als sie ihrem Mann erklärte, sie habe 50 Ehejahre lang heimlich ein Verhältnis mit seinem besten Freund Danny gehabt, bleibt offen. Wahrheit und Lüge, Illusion und Spielerei, Wünsche, Hoffnungen, Sehnsucht, Melancholie – all das verknüpft Regisseurin Brucker in einen Bilderreigen, der den Zuschauern den Kopf verdreht. „Es sollte doch wenigstens etwas Beständiges geben in diesem sich wandelnden Universum“, heißt es dazu. Doch selbst in dieser Inszenierung ist nichts beständig.

Beständig ist nur der Tod


Die zwei Paare werden von Barbara Horvath, Steffen Höld, Franziska Hackl und Thiemo Strutzenberger gespielt. Das heißt, die vier erzählen dem Publikum über Danny, Sandra, Albert und Margaret, schlüpfen hin und wieder in die eine oder andere Rolle, wobei sich die Frauen die Männerrollen vornehmen und die Männer meist in die Frauenpartien schlüpfen. Damit schaffen sie zusätzliche Ebenen, die selbst alle Liebesschwüre ironisch werden lassen und dem Stück eine schwebende Leichtigkeit geben. Sie tummeln sich zwischen fahrbaren Textil-Schränken, die Rückzugshöhle, Sarg und Heimat zugleich sind. Und vor allem: Sie sind nicht beständig! Die Produktion des Schauspielhauses Wien entließ das Publikum mit der immer wiederkehrenden Frage: Kann wahre Liebe auch da sein, wo es keine Gegenliebe gibt oder beruht wahre Liebe immer auf Gegenseitigkeit? Und zudem mit der Gewissheit: Sicher und beständig im Leben ist nur der Tod.