Vielfältige emotionale Botschaften - Hans-Udo Kreuels „Passion Jesu“ wurde mit viel Leidenschaft uraufgeführt
Passend zum Passionssonntag präsentierten der Kammerchor Feldkirch unter der Leitung von Benjamin Lack sowie ein Bläserensemble des Landeskonservatoriums, ein Sprecher und acht Darstellerinnen die „Passion Jesu“ von Hans-Udo Kreuels. Er hat die Leidensgeschichte Jesu nach einem Text von Markus Hofer im Wechsel von Antiphonen und modernen Chorsätzen sowie tradiertem und aktuellem Gedankengut musikalisch vielgestaltig ausgedeutet. Neben den kompositorischen Qualitäten und den szenischen Deutungen in der Regie von Renate Bauer begeisterte vor allem auch das hohe Niveau des Kammerchores Feldkirch, der unter anderem die freitonal schwebenden Linien hervorragend modellierte und sicher intonierte.
Markus Hofer, Hans-Udo Kreuels und Renate Bauer freuten sich über die große Zustimmung.
Der Kammerchor Feldkirch unter der Leitung von Benjamin Lack sang mit viel Einsatz.
Die Uraufführung der "Passion Jesu" von Hans-Udo Kreuels war eine vielschichtige Performance im stimmigen Ambiente der Kapelle des Vorarlberger Landeskonservatoriums.
Hans-Udo Kreuels legte mit der „Passion Jesu“ eine durchdachte Komposition vor, in der die sieben Stationen des Leidensweges Christi in musikalisch eindrücklichen und konzentrierten Bildern dargestellt wurden. Im Zentrum jeder Station standen zwei Chorsätze mit Liedtexten, die die christliche Leidensgeschichte in aktuelle Alltagssituationen transferierte. So wurde das Alte sowohl musikalisch als auch inhaltlich plastisch mit dem Neuen verbunden und es entwickelte sich eine gut nachvollziehbare Handlung. Außerdem waren eigene Interpretationen auch abseits der christlichen Lehre möglich.
Den emotionalen „Grundton“ stellten vor den Chorliedern gesungene Antiphone aus der liturgischen Totenmesse dar. Sie waren musikalisch klug ausgeformt. Um den SängerInnen eine Stütze zu geben, erklangen begleitende Liegetöne dazu.
Stringent und vielfältig
Zuspielungen in tiefen Registern bildeten ein starkes Fundament, sie schufen Zäsuren und weckten Erwartungshaltungen. Dazu komponierte Hans-Udo Kreuels eine dicht gewebte Musik, die auch auf charakteristischen Intervallen mit reibenden und schwebenden Klangwirkungen beruhte. Zahlreiche Tonsymbole deuteten die Textinhalte aus. Die stringente Auswahl der musikalischen Mittel einerseits und die vielfältigen Einsatzformen andererseits ergaben einen gut proportionierten musikalischen Fluss, der die Zuhörenden unmittelbar ansprach.
Höhepunkte
Eindringlich gestaltet war vor allem der Chorus „Er hat unsre Leiden getragen und unsre Schmerzen auf sich geladen“, wo der Kammerchor Feldkirch die reibenden Tonlinien plastisch ausgestaltete und danach die Wortrhythmen akzentuiert wiedergab. Eine intensive Wirkung hinterließ auch die „Klagemauer“, wo in impulsiven Sequenzen und mit stehenden Klängen die Vokalisen auf „a“ und „i“ symbolhaft ausgedeutet erklangen. Den letzten Chorsatz stellte Hans-Udo Kreuels in ein besonderes harmonisches Licht, das farbenreich strahlte und textdeutend zu verstehen war. Anerkennung verdienen der Kammerchor Feldkirch und Benjamin Lack. Sie modellierten in einem schön aufeinander abgestimmten Miteinander die vielgestaltigen Facetten der Musik auf einem bewundernswert hohen Niveau.
Leidenschaftlich und spröd
In die Chorsätze eingeflochten waren jeweils doppelt besetzte Flöten (Jacqueline Assmann und Vanessa Gasser), Klarinetten (Michael Schmid und Vanessa Klöpping) und Posaunen (Raphael Lins und Franziska Schobel). Sie fügten sich hervorragend in den Duktus ein und unterstrichen durch die eigentümliche Klangfarbenzusammensetzung den musikalischen Ausdrucksgehalt. Lediglich der Einsatz des Sprechers (Ernst Walser), der wie von außen über Lautsprecher in den Raum übertragen wurde, wirkte unpassend und störte die in sich stimmige und konzentrierte Ruhe des Ganzen.
Zusätzliche Deutungsebene
Eine Passion stellt einen Weg dar, diesen zeigten die Regisseurin Renate Bauer und acht Darstellerinnen (Anna Welte; Victoria Türtscher; Magdalena Türtscher; Melanie Serafina Sigl; Herlinde Hummer; Sabrina Wierzorek; Karin Haas und Stefanie Buchli) auf. Mit einer prägnanten Körpersprache setzten sie deutende Akzente, schufen Bewegung, stellten die emotionalen Felder in den Raum und intensivierten die musikalische Darbietung.
