Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Peter Ionian · 23. Aug 2014 ·

Vorletztes Wochenende des Kultursommers - Energiebündel Keziah Jones

Keziah Jones prägte den Genrebegriff Blufunk mit einer Fusion von rohen Blues-Elementen und kantigen Funk-Rhythmen. Seine nigerianischen Wurzeln hat er in der Yoruba Musik und im Soul, was seinen Sound maßgeblich mitgeprägt hat. Mit seinem aktuellen Album „Captain Rugged“ verwandelt er sich selbst in einen afropolitischen Superhelden und Repräsentanten eines modernen Afrikas und seiner urbanen Bewegungen. Das Conrad Sohm Kultursommer Festival brachte den Künstler ins Ländle.

Freitagabend, eigentlich mitten im Hochsommer, aber es fühlte sich eher nach vorzeitigem Herbst an, gastierte der außergewöhnliche Sänger und Gitarrist im Dornbirner Conrad Sohm. Bereits um 19 Uhr öffneten die Pforten und gegen Acht war der Club schon gut besucht. Ganz ohne Vorband wurde der Abend gleich mit dem Hauptprogramm losgetreten. Keziah Jones, der als Olufemi Sanyaolu geboren wurde, und seine beiden musikalischen Gefolgsleute erstiegen die Bühne und lieferten gleich zu Beginn eine überraschende und einzigartige Kostprobe dessen, wofür Jones immer wieder hochgeschätzt wird: Begnadetes perkussives Gitarrenspiel. Das ganze Konzert hindurch kam es vor, dass er wild auf seinen akustischen und semi-akustischen Gitarren trommelte oder sie mit E-Bass-Techniken wie beispielsweise Slapping bearbeitete.

Zwei Stunden Blufunk


Auch die Songs sprachen, trotz ihrer Eigenständigkeit und Vielseitigkeit, eine klare Sprache: Nämlich die des treibenden Funks. Dezent wurden Keyboards und Bläser eingesetzt, aber der Gesamteindruck wurde vor allem von der kräftigen Rhythmuspartie bestimmt. Manchmal kamen sie derart druckvoll und rockig an, dass man fast vergessen hätte können, dass man sich auf einem Funk-Konzert befindet. Blufunk ist eben mehr. Durch über 25 Lieder spielte sich die Kombo und verabschiedete sich mit einer eigenen Version von Hendrix' Watchtower. Inzwischen waren auch die Leute aufgetaut, die sich anfangs doch eher verhalten gezeigt haben. Aber im Laufe des Abends hatte sich die Resonanz zwischen dem Publikum und Keziah Jones langsam hochgepegelt. Dementsprechend besser wurde auch die Performance. In manchen Momente schien jedoch das Publikum der Energie auf der Bühne gar nicht recht folgen zu können. Zur Zugabe war der Abend aber auf seinem Höhepunkt angekommen. Den Kontakt stellte Jones vor allem mit Singchören her und die waren teilweise sogar ziemlich anspruchsvoll. Zum Ende wurde dann immer kräftiger und ungehemmter mitgesungen. Nach knapp zwei Stunden verließen die Künstler die Sohm-Bühne und hinterließen verschwitzte lächelnde Besucher.

Konzeptalbum „Captain Rugged“


Der überzeugenden Live-Performance steht das aktuelle Live-Album „Captain Rugged“ zur Seite. Das Konzeptalbum in Form eines Manifestes entwickelt den Afro-Superhelden Captain Rugged als Ausdruck von Jones Rebellion. Dieses Superheldendasein ist eine Satire auf Macht und auf politische Systeme. Captain Rugged erzählt die Geschichte von Flüchtlingen, Einwanderern und Exilanten, sagt Keziah Jones über das Album.

Clubnacht nach dem Konzert


Das Conrad Sohm leerte sich nach dem Konzert, aber nur um wieder neue Gäste zu empfangen. Die Nacht gehört dem Clubsound und das lockt jüngere Gäste aus der Stadt und auch von weiter her in den Prachtclub an der Ach. In dieser Nacht war der junge britische, international erfolgreiche DJ, Produzent und Radio-Präsentator Crissy Criss (BBC Radio 1 UK) zu Gast und hatte aktuellsten Drum&Bass und Dubstep dabei. Supportet wurde er von Double L und Monkey.AV. Die Clubkultur als Kultur zu verstehen ist den Verantwortlichen ein großes Anliegen.

Ende des Kultursommers


Das Konzert war eine der letzten großen Veranstaltungen des dritten Conrad Sohm Kultursommers. Das kommende Wochenende ist auch das letzte des Festivals, das heuer Headliner wie Machine Head, Hatebreed, Toto Larriva, Sepultura und viele mehr nach Dornbirn brachte. Aber auch für den Herbst sind schon einige Ankündigungen draußen. Erwähnt seien hier Truckfighters am 30. Oktober und die Jazzkantine am 01. November.