Diego Pinera: Odd Wisdom
Seit 2003 lebt Pinera in Berlin, wo er im intensiven Zusammenspiel mit griechischen und bulgarischen Musikern ebenfalls viel Gelegenheit zum Erforschen schwindelerregender Taktformen hat. Wie schon bei seinem 2017-er Album „My Picture“, für das er mit einem „Echo Jazz“-Preis ausgezeichnet wurde, setzt Pinera aber auch auf „Odd Wisdom“ wieder auf US-amerikanische Könner allererster Güte, die noch dazu den Vorteil haben, schon seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Formationen miteinander gespielt zu haben. So lassen der wandlungsfähige Saxophonist Donny McCaslin, der vielbeschäftigte Bassist Scott Colley und der zurückhaltend, aber wirkungsvoll agierende Gitarrist Ben Monder Diego Pineras mit ungeraden Metren und polyrhythmischen Verschiebungen gespickten Kompositionen tatsächlich im positiven Sinne „leicht“ erscheinen. „Leichtigkeit“ ist ja ein Lieblingswort des Schlagzeugers, der auf „Odd Wisdom“ sein vielschichtiges Können nicht nur rhythmisch, sondern – mitunter mit dezenter Elektronik aufgepeppt – auch vom Farbenreichtum her eindrucksvoll unter Beweis zu stellen vermag. Ganz zum Schluss bietet dann eine siebenminütige Version von „Blue Monk“, einzige Fremdkomposition des Albums und gelungene Verbeugung vor einem der ganz großen Meister, allen Beteiligten nochmals die Gelegenheit für durchaus hörenswerte Soli. Wie das ganze Album ein komplexes Vergnügen – genussvoll serviert.
(ACT)