Tobias Wiklund: Silver Needle
Im Repertoire Armstrongs, dessen Platten für das jazz-mäßige Erweckungserlebnis des damals jugendlichen Schweden verantwortlich waren, finden sich auch „Comes Love“ und „That Lucky Old Sun“, die einzigen Fremdkompositionen auf diesem Album. Mit Pianist Simon Toldam, Bassist Lasse Mørk und Drummer Daniel Fredriksson hatte Tobias Wiklund 2017 bereits sein Debüt „Where The Spirits Eat“ aufgenommen, die vielen Konzerte seither haben das Quartett zu einer perfekten musikalischen Einheit zusammengeschweißt, für die Wiklund subtile, oftmals doppelbödige und einfallsreich arrangierte Kompositionen maßschneidert. Dunkle Klangwolken ziehen bei „Nothing, Nothing, Nothing“ auf, wenn (wie auch noch in zwei weiteren Stücken) ein tiefer Bläsersatz mit Trompete, Posaune, Euphonium und Tuba die Soundkulisse zu impressionistischen Stimmungsbildern erweitert, deren Düsternis jedoch durch einen eigenartig verschliffenen und gedämpften Kornett-Ton konterkariert wird. Ein Blues-durchtränkter Höhepunkt ist das gemeinsam mit Pianist Toldam komponierte „Stolen Feathers“. Wiklunds virtuos-geschmeidiges, ausdruckstarkes Spiel vermag durchaus auch witzige Züge anzunehmen, manche Passagen wirken wie ein virtuoses Spiel mit auf geniale Weise aus der Zeit gefallenem Old-Time-Jazz. „Silver Needle“ ist übrigens der Name eines Lieblingsgetränks von Tee-Kenner Wiklund, eine rare und entsprechend kostbare Weißtee-Auslese, gewonnen aus den Knospen eines ganz speziellen chinesischen Teestrauches und über viele Jahre gereift. Das passt doch irgendwie auch perfekt auf diese Musik, deren Qualität und Unterhaltungswert ganz oben anzusiedeln sind!
(Stunt)